Seit 1000 Jahren leben hier Ungarn. Einst waren nur sie vertreten, heute stellen sie die Minderheit dar. Auch vom Mutterland gerieten sie fast in Vergessenheit. Im letzten Jahrtausend waren sie immer auf sich alleine gestellt. Die ersten Ungarn (nach der verlorenen Schlacht vom Lechfeld im Jahr 955) wurden hier als Grenzwächter, als „spiculatores“ des ungarischen Königreiches in der Arpadenzeit angesiedelt. Für diese Dienste wurden die Bewohner der Grenzwächtersiedlungen in den Stand der Kleinadeligen erhoben und waren von allen Abgaben und Steuern befreit. Die Ortsnamen bewahrten die Bezeichnungen der Aufgabenbereiche in ihrem Namen bis zum heutigen Tag: Oberwart, Unterwart, Siget i.d. Wart, Oberschützen… Ab dem 13. Jahrhundert änderte sich stets die Zusammensetzung der Bevölkerung. Das Grenzwächtersystem wurde durch eine Kette von Burgen ersetzt. In Begleitung der Burgherren wurden viele deutsche Siedler in diesem Gebiet ansässig. Auch zahlreiche Kroaten siedelten sich während der Türkenbelagerung hier an. Während der Reformationszeit wurden weite Teile der Bevölkerung Westungarns protestantisch. Als zu Beginn des 17. Jahrhunderts die adelige Grundherrenfamilie Batthyány wieder zum Katholizismus zurückkehrte, setzte auch in diesem Gebiet die Gegenreformation voll ein. Die kleinadeligen Bewohner der Grenzwächtersiedlungen konnten sich diesem Druck entziehen und blieben zum Teil protestantisch. Nach der Beilegung der Glaubenskämpfe wurde den Protestanten das Recht auf eigene Kirchen zugesprochen und Oberwart wurde zu einem Zentrum des westungarischen Kalvinismus. Dadurch entstand jene außergewöhnliche Situation, dass die Bewohner der drei ungarischsprachigen Nachbarorte des Südburgenlandes verschiedenen Religionsgemeinschaften angehören. Die Bewohner von Unterwart/Alsóőr sind Katholiken, die Bewohner von Siget/Őrisziget in der Wart sind Lutheraner und in Oberwart/Felsőőr finden wir die einzige kalvinistische Gemeinde Ostösterreichs außerhalb von Wien. Durch die wirtschaftliche Entwicklung seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert kam es zu einer bedeutenden Veränderung der Sozialstruktur der ungarischen Sprachgruppe auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes. Die kleinadeligen Kleinbauern mussten immer stärker auf gewerblichen Nebenerwerb ausweichen, sodass sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Wein-, Holz- und Viehhändler sowie Gerber, Tuchmacher, Schuster und Töpferbetriebe in den Dörfern etablierten. Weiters kam es zur Errichtung zahlreicher Meierhöfe, ungarisch »Puszta« genannt, die mit Lohnknechten, den so genannten »Béres« aus Innerungarn besiedelt wurden. Besonders im Gebiet rund um den Neusiedlersee gab es viele solche Meierhofsiedlungen mit ungarischsprachigen Lohnknechten, wie etwa die Siedlungen Neuhof, Zeiselhof, Erdeihof, Paulhof, Mexikopuszta, Albertpuszta, Friedrichshof. Die ungarischen Orte verloren jedoch die Verbindung zum Mutterland, so entwickelten sich Sprachinseln. Das trug zwar zur Erhaltung der Sprache bei, führte jedoch zur zunehmenden Isolierung. Die Assimilation prägte die letzten Jahrhunderte, so dass bei der Volkszählung im Jahre 1910 der Anteil der ungarischen Bevölkerung nur mehr 9 % betrug. Seit 1921 gehört das Burgenland zu Österreich. Bis zum Jahre 1938 konnten sich die Minderheiten ihre Identität bewahren. Nach der deutschen Besatzung wurden die Schulen verstaatlicht, die Unterrichtssprache Ungarisch wurde eingestellt. Während des 2. Weltkrieges fielen zahlreiche burgenländische Ungarn. Während der Volkszählung im Jahre 1934 lebten hier 10.442 Ungarn, diese Zahl reduzierte sich bis zum Jahre 1951 auf 5.251. Dies bedeutet einen Anteil von 1,9 %, welcher bis heute mit kleinen Schwankungen konstant blieb. Die Nachkriegszeit brachte für die Burgenländer und somit auch für die burgenländischen Ungarn eine stetige Besserung der Lebensqualität. Andererseits erfolgte durch die Machtübernahme der Kommunisten in Ungarn und der dadurch verbundenen Entstehung des „Eisernen Vorhanges“ eine Grenzsperre. Der Faden zwischen Verwandten und Freunden wurde durchtrennt. Zu Beginn der Zweiten Republik war die ungarische Sprachgruppe weitgehend auf die Bewohner der Sprachinseln des Mittel- und Südburgenlandes zusammengeschmolzen. Die Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheit wurden im Staatsvertrag von 1955 neu geregelt, nicht genannt waren aber die ungarische und tschechische Minderheit. Erst im Jahre 1976 wurde auch die ungarische Minderheit als Volksgruppe anerkannt. Das Volksgruppengesetz sah die Einrichtung von Volksgruppenbeiräten beim Bundeskanzleramt vor. Die Beiräte haben kein Mitspracherecht sondern lediglich eine Beraterfunktion. 1979 beschickte der Burgenländisch-Ungarische Kulturverein mit 4 Mitgliedern den Volksgruppenbeirat im Bundeskanzleramt. Durch die Anerkennung der in Wien lebenden Ungarn als Volksgruppe wurde die Ausweitung der Vertreter des Volksgruppenbeirates auf 16 Mitglieder erforderlich. Im Jahre 1984 wurde im Regionalprogramm die erste ungarische Radiosendung „Magyarul Burgenlandban“ ausgestrahlt. Inzwischen gibt es einige ungarische Radiosendungen: - das ungarische Journal täglich von 18:15 – 19:00 Uhr,- das Ungarische Magazin jeden Sonntag von 19:04 – 20:00 Uhr- die ungarische Kultursendung jeden Montag um 20:30 Uhr. Seit 1989 gibt es halbstündige Fernsehsendungen mit dem Titel „Adj´Isten Magyarok“. Diese Sendung wird jeden 2. Sonntag in den ungeraden Monaten von 13.05 - 13.30 Uhr im ORF 2 ausgestrahlt. Die viersprachige Volksgruppensendung „Servus Szia Zdravo Deltuha“ wird 6-mal im Jahr ausgestrahlt.
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